Von der Gerberei zum innovativen Technologiekonzern
Freudenberg lebt von Innovationen, und das schon seit mehr als 170 Jahren. Was damals mit Leder begann ist heute eine breite Palette von Produkten für Tausende von Anwendungen. Von Lösungen für die Automobilindustrie über Produkte für den Bereich Windkraft bis hin zu innovativen Reinigungstechnologien: Das Unternehmen investiert heute mehr als 500 Millionen Euro jährlich in Forschung und Entwicklung, um neue Lösungen in die Märkte zu bringen. Was dabei schon immer geholfen hat: Materialkompetenz und die Bereitschaft zum Wandel. Eine langjährige Entwicklung, die bis heute zum Teil noch auf dem Produkt Leder basiert.
Das Lackleder – im Jahr 1850 das erste neuentwickelte Produkt – wird zum ersten großen Motor der Firmenentwicklung. Mit dem Lackleder steigt das Unternehmen bis in die Mitte der 1870er Jahre zu einem der größten Lederhersteller Deutschlands auf. Als man ab 1900 das Chromgerbeverfahren einführt, entwickelt sich Freudenberg sogar zum führenden Lederhersteller Europas und zu einem der größten der Welt – und bleibt dies bis zum Ende der 1920er Jahre. Dann folgt die Wende in der Portfolio-Ausrichtung: Durch die Weltwirtschaftskrise bricht der Ledermarkt zusammen. Neue Absatzmärkte müssen her. Andernfalls droht die Entlassung von mehreren Hundert Mitarbeitenden.
„Wandel, um erfolgreich zu sein“
Es braucht daher neue Ideen, mit denen Freudenberg den veränderten Rahmenbedingungen gerecht werden kann. Die Forschung und Weiterentwicklung der traditionsreichen Lederproduktion ist ein Paradebeispiel für die Fähigkeit des Technologieunternehmens, Produkte zu entwickeln und Know-how genau dort einzusetzen, wo es am dringendsten gebraucht wird. Denn obwohl die Lederproduktion vor 20 Jahren eingestellt wurde, lebt das Leder im heutigen Produktportfolio weiter. Gleich drei Geschäftsfelder von Freudenberg haben ihre Wurzeln im traditionellen Ledergeschäft: Dichtungs- und Schwingungstechnik, Technische Textilien und Filtration, und Reinigungstechnologien und -produkte.
Ab 1929 entwickelt Freudenberg aus dem Traditionsgeschäft Leder zunächst Lederdichtungen. Diese Innovation markiert den Beginn der Dichtungs- und Schwingungstechnik. Mit der Produktion dieser Dichtungen für die Automobilindustrie beginnt die Diversifizierung des Unternehmens.
Die Lederdichtungen werden sieben Jahre später schrittweise durch den Einsatz von Elastomerwerkstoffen ersetzt. Die Elastomerkompetenz von Freudenberg wird fortlaufend weiter ausgebaut, so dass heute ein großes Angebot an Hochleistungs-Elastomerdichtungen für verschiedene technisch sehr anspruchsvolle Anwendungsgebiete besteht. „Heute bildet die Dichtungsfertigung einen eigenen Unternehmenszweig – Freudenberg Sealing Technologies“, so Michael Horchler, Archivar und Firmenhistoriker.
Heute bildet die Dichtungsfertigung einen eigenen Unternehmenszweig – Freudenberg Sealing Technologies
Dr. Michael Horchler
Die Anfänge der Geschäftsfelder Technische Textilien und Filtration sowie Reinigungstechnologien und -produkte sind ebenso durch erste Diversifikationsschritte in der Lederproduktion gekennzeichnet. Es beginnt damit, dass Freudenberg Mitte der 1930er-Jahre ein Kunstleder aus Latex entwickelt. Für diesen Lederersatz wird ein Trägermaterial aus Vliesstoffen verwendet. Ende der 1940er Jahre wurden die Vliesstoffe dann zu neuartigen Produkten weiterentwickelt: Es entstehen Einlagestoffe für die Bekleidungsindustrie und Putztücher der Marke Vileda, die ebenfalls aus Vliesstoffen hergestellt werden. Im Anschluss wird das Vliesstoff-Portfolio um technische Anwendungen wie Filter erweitert. Das ursprüngliche Geschäftsfeld Leder nimmt so seinen Lauf. Die neuen Bereiche haben sich endgültig vom traditionellen Kerngeschäft gelöst und sind zu tragenden Säulen im Portfolio der Freudenberg-Gruppe geworden.
Mit ständiger Forschung und Entwicklung zum Erfolg
Das Technologieunternehmen treibt Forschung und Entwicklung voran, um bestehende Produkte zu verbessern und das Portfolio an Veränderungen in entsprechenden Branchen anzupassen – vor allen Dingen für eine effizientere Mobilität in der Zukunft. Ein aktuelles und relevantes Thema ist die Brennstoffzellentechnologie. Sie stellt ein wichtiges Element für eine erfolgreiche Energiewende dar. Freudenberg besitzt durch mehr als 25 Jahre Erfahrung in diesem Bereich eine einzigartige Wertschöpfungstiefe, die es erlaubt, die Entwicklung einer gesamten Branche maßgeblich mitzugestalten. Das Unternehmen entwickelt Wasserstoff-kompatible Materialien und Komponenten wie Filter, Dichtungen und Gasdiffusionslagen und produziert mittlerweile auch ganze Brennstoffzellensysteme.