Automatisierung als Erfolgsfaktor

Fachkräftemangel, Effizienzfragen, sich ändernde Marktanforderungen und dynamische politische Situationen – wollen Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig bleiben, sind Automatisierungsprozesse in der Produktion eine wirksame Antwort. Freudenberg stellt das Thema im Mai in den Mittelpunkt seines globalen Innovationsforums und zeigt, wie vielfältig Lösungen für die Gruppe aussehen können.

„Es wurde zunehmend schwieriger für uns, Mitarbeitende für Produktionsaufgaben zu finden. Nicht nur haben sich die persönlichen Vorstellungen von beruflicher Arbeit geändert, auch der demografische Wandel zwingt uns dazu, uns auf neue Situationen einzustellen“, erklärt Christopher Deane, Corporate Senior Director for Global Technologies bei Freudenberg Home and Cleaning Solutions (FHCS). Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen entwickelte Deane daher eine automatisierte Fertigungsanlage im italienischen Monselice. Hier montieren seit anderthalb Jahren Roboter Flügel-Wäscheständer. Inzwischen widmet sich der Großteil der Produktionsmitarbeitenden anderen Aufgaben, darunter der Materialzufuhr und der Qualitätssicherung.

Auf dem Weg zur automatisierten Fabrik

Diese Erfahrung und die neuen technologischen Möglichkeiten in den Bereichen Digitalisierung – vor allem dem rapiden Fortschritt bei künstlicher Intelligenz, vernetzter Systeme und Robotik – ermöglichen Freudenberg, das Thema Fertigung neu zu denken. Beim Global Innovation Forum (GIF) im Mai tauscht sich die Community der Gruppe, bestehend vorrangig aus den Bereichen R&D und Operations, gemeinsam mit dem Management über dieses wichtige Zukunftsthema aus. Dr. Niko Reuß, Leiter von Freudenberg Technology Innovation (FTI), dem Veranstalter des GIF, sieht beim Thema Automatisierung besonders viel Potenzial, voneinander und miteinander zu lernen. „Beim GIF werden wir uns vorrangig auf die Automatisierung von Produktionsprozessen fokussieren“, erläutert er. 

Gerade in der Fertigung ist der Anteil manueller Tätigkeiten bei uns noch immer sehr hoch. Um die Herausforderungen der Zukunft, wie Fachkräftemangel, zu meistern, müssen wir unsere Aktivitäten in der Automatisierung deutlich verstärken.

Nur so könne Freudenberg langfristig wettbewerbsfähig bleiben und seine Standorte sichern. „Die Automatisierung ermöglicht uns, auf demografische Entwicklungen zu reagieren und darüber hinaus auch Produktivität und Nachhaltigkeit zu steigern“, Reuß weiter. „Uns steht heute eine Reihe von Lösungen und technologischen Entwicklungen zur Verfügung. Digitalisierung, Internet of Things, Robotik, Cloudcomputing und Big Data. Jetzt gilt es, diese Möglichkeiten intelligent miteinander zu verknüpfen.“

Freudenberg Automation Panel

Um einen aktiven Austausch der Geschäftsgruppen zu diesem Thema anzustoßen und zu fördern, haben sich Automatisierungs-Expertinnen und Experten zum Freudenberg Automation Panel zusammengeschlossen. Ziel ist es, gruppenübergreifend gemeinsam Lösungen für kurz- und mittelfristige Problemstellungen auf den Weg zu bringen.

„Im Automation Panel nutzen wir die Möglichkeit, gemeinsame Herausforderungen zu identifizieren und daraus zu lernen. Beispielsweise ist die industrielle Bildverarbeitung zur Steuerung von Prozessen oder Robotern ist essenziell für viele Geschäftsgruppen“,

erklärt Dr. Steffen Wiendl, Head of Process Technologies bei FTI und Koordinator des Automation Panel. Sein Fokus liegt unter anderem darauf, Daten künftig noch besser zu nutzen, um die Effizienz technologischer Systeme und somit der gesamten Wertschöpfungskette zu verbessern. „Dass wir beispielsweise Maschinen- und Ausschussdaten erfassen, ist keineswegs neu“, meint Wiendl. „Neu ist, dass wir diese Daten jetzt automatisch auswerten und für Algorithmen einsetzen können. Diese Algorithmen sind in der Lage, die Fertigung anschließend effizient und ressourcenschonend zu steuern.“

Open Innovation Challenge

Die schnelle Entwicklung neuer Technologien in der Automatisierung wird auch von spezialisierten Unternehmen und Start-Ups vorangetrieben. Diese bekommen einen besonderen Platz im Rahmen des GIF und sind eingeladen, sich in einer internen Messe vorzustellen und relevante Lösungen zu Freudenberg-Themen zu präsentieren. Für aktuell ungelöste Herausforderungen in der maschinellen Materialhandhabung präsentieren zudem in einer „Open Innovation Challenge“ junge Unternehmen ihre Antworten zu Freudenberg-spezifischen Fragen. „Wir erhoffen uns damit, neue Technologien schneller in unsere Prozesse zu integrieren und offene und kreative Anregungen von außen und langfristig Beziehungen zu neuen Partnern aufzubauen“, so Dr. Alexandra Heislitz, Head of Innovation Networks bei FTI.

Hohe Qualität sicherstellen


Auch Freudenberg Medical (FM) nutzt das GIF, um Automatisierungslösungen den Kolleginnen und Kollegen vorzustellen. Die Geschäftsgruppe präsentiert die vollautomatische Fertigung des SpeakFree™ HME-Ventils in Baldwin Park, im US-amerikanischen Kalifornien. Hierbei werden eine Membran und ein filigraner Kalziumchlorid-Schaum zwischen einem tragenden Ober- und Unterteil verbaut. Ein Vorgang, der sowohl Wissen in der Automatisierungs- als auch in der Medizintechnik voraussetzt.

Damit steht das Unternehmen vor ganz besonderen Herausforderungen, denn strenge Regularien stellen große Anforderungen an Automatisierungslösungen in der Medizintechnik. „Der Automatisierungsgrad in der Medizin wird künftig weiter zunehmen, um eine hohe Qualität und exakte Reproduzierbarkeit der immer komplexer werdenden Produkte sicherzustellen“, ist sich Ivo Huppertz, Head of Engineering bei FM, sicher. Neben dieser Automatisierungslösung prüft ein Team von FTI gemeinsam mit der Geschäftsgruppe die Anwendung industrieller Bildverarbeitung in Kombination mit neuronalen Netzen zur Verbesserung der Qualitätskontrolle.

Vision einer „weitestgehend autonomen Produktion“

Für Wiendl liegt mit zunehmender Automatisierung ein weiterer Vorteil für Freudenberg auf der Hand: „Der Markt wird sich dahingehend verändern, dass immer stärker Produkte in individuellen Varianten gefragt sind. Automatisierte Fertigungslösungen sind daher ideal, um eine breite Palette an Produkten in geringen Stückzahlen herzustellen.“ Als langfristige Vision schwebt ihm eine zunehmend autonome Produktion vor, in der flexible, modulare Produktionszellen frei konfigurierbar sind und sich unkompliziert in Betrieb nehmen lassen.

Dass dahinter nichts anderes als das Erfolgsrezept Freudenbergs steckt, resümiert Reuß abschließend: „Letztendlich ist Automatisierung die logische Fortführung unseres historisch gewachsenen und exzellenten Prozessverständnisses.“