Freudenberg steht fest an der Seite der Ukraine: Hilfsprojekte bieten Schutz und Perspektive

Es ist ungewöhnlich warm an diesem Oktobertag in der Westukraine. Vladislav Dalipagich trägt ein blaues Freudenberg-Poloshirt, seine Jacke hat er im Laufe der siebenstündigen Fahrt ausgezogen. Der Vertriebsingenieur aus Kiew ist der einzige Mitarbeitende der Unternehmensgruppe in der Ukraine. Heute ist er nicht auf dem Weg zu Kunden, sein Auftrag ist ein anderer. Dalipagich besucht ein Containerdorf für Geflüchtete bei Lemberg (Lwiw in Landessprache), dessen Bau und Unterhalt Freudenberg finanziert. 3,8 Millionen Euro hatten das Unternehmen, Mitarbeitende und Gesellschafter kurz nach Kriegsbeginn gespendet.

„Nach der wichtigen Soforthilfe gleich zu Kriegsbeginn fokussieren wir jetzt stärker auf Organisationen, die sich um die langfristige Unterstützung und Integration von Geflüchteten kümmern“, sagt Esther Loidl, CHRO der Freudenberg-Gruppe und Vorsitzende des Komitees das über die Verteilung der Spenden entscheidet. Rund 2 Millionen Euro wurden bereits zweckgebunden an gut 30 Organisationen in der Ukraine und weiteren europäischen Ländern ausgeschüttet. Eine davon ist die Ukranian Friends Foundation, die die Containerdörfer errichtet.

Der „Freudenberg Square 3“ liegt inmitten im Grünen am Ende einer Sackgasse und besteht aus zehn Containerhäusern. 100.000 Euro hat das Unternehmen für dessen Bau gespendet, weitere 55.000 Euro stehen für den Unterhalt bis nächsten Sommer bereit. Bis zu vier Personen – bevorzugt Familien mit Kindern – kommen in einem Container unter. Er ist an die Kanalisation angeschlossen und hat neben vier Betten eine kleine Küche und einen Esstisch. Die eingebaute Heizung sorgt bis minus zehn Grad Celsius für angenehme Temperaturen im Inneren. 

Die Fertigstellung dauerte drei Monate, am Ende fehlten nur noch die Fenster. Die seien in der gesamten Ukraine Mangelware, sagt Stanislav Lutskovych, Gründer des Vereins Ukranian Friends Foundation. Lutskovych ist ein bekannter ukrainischer Geschäftsmann, der im Krieg zum international anerkannten Sozialunternehmer avancierte. Schuld an dem Fenster-Notstand seien die seit fast acht Monaten andauernden Bombenangriffe Russlands. Den Angaben der UN zufolge flohen rund 6,5 Millionen Ukrainer in andere Landesteile, vor allem aus dem stark umkämpften Osten und Süden des Landes in den Westen. Hinzu kommen 3,2 Millionen Menschen, die aus der Ukraine ins Ausland flüchteten.

Wir wollen daher Projekte fördern, die ihnen eine echte Perspektive geben. Dazu gehören Spracherwerb genauso wie psychosoziale Unterstützung.

Inna Brovchenko, Managerin für strategische Projekte bei Freudenberg und Mitglied des Spendenkomitees

Auch um die Unterstützung jener geht es Freudenberg. „Meine Landsleute sind Ende Februar über Nacht brutal aus ihrem Leben in Frieden und vermeintlicher Sicherheit gerissen worden“, sagt Inna Brovchenko, Managerin für strategische Projekte bei Freudenberg und Mitglied des Spendenkomitees, „wir wollen daher Projekte fördern, die ihnen eine echte Perspektive geben. Dazu gehören Spracherwerb genauso wie psychosoziale Unterstützung.“

Einblicke in das Innere eines Containers

Das Video vermittelt einen Eindruck vom Inneren des Containers - dieser bietet alles, was man zum Leben braucht. (Quelle: Ukranian Friends Foundation)

Dalipagich hat seine Runde durch das Containerdorf beendet und kommt mit einer Familie aus Energodar im Südosten der Ukraine ins Gespräch. Sie erzählen ihm, dass sie die ersten Monate ihrer Flucht in einer großen Sportarena in Lemberg verbracht haben. Jeden Abend haben sie zusammen mit vielen anderen ihre Isomatten und Schlafsäcke auf dem Hallenboden ausgerollt. Es stehe außer Frage, der Container sei beengt im Vergleich zu ihrem Zuhause – aber hier haben sie Sicherheit und ihre menschliche Würde zurück, das ist sei Wichtigste.