Kreislaufwirtschaft - ein Begriff, der angesichts der schwindenden Ressourcen weltweit immer mehr Aufmerksamkeit erhält. Das Prinzip: Je mehr Rohstoffe nach der Nutzung in den Wirtschaftskreislauf zurückfließen, desto effizienter und nachhaltiger ist unsere Wirtschaft und die Umwelt wird weniger belastet. Um diese Idee umsetzen zu können, sind in der schnelllebigen Konsumgüterindustrie innovative Lösungen gefragt. Forschende von Freudenberg Home and Cleaning Solutions (FHCS) haben gemeinsam mit Expertinnen und Experten der Consultingfirma e-hoch-3 einen einzigartigen Ansatz entwickelt.
Wie genau müssen wir unsere Produkte gestalten, damit sie recycelbar sind? Eine Frage, die das Team um FHCS-Entwicklungsleiter Dr. Norbert Weis vor ein Problem stellte: "Es gibt viele Definitionen und Modelle, die die Kreislaufwirtschaft und die Kreislauffähigkeit von Produkten beschreiben. Aber wir haben keines gefunden, das für unsere Zwecke praktisch anwendbar ist." Das liegt daran, dass diese Modelle in erster Linie theoretisch sind. Dr. Weis weiter: "Sie liefern Informationen über Merkmale einer Kreislaufwirtschaft, aber es fehlen konkrete Handlungsempfehlungen." Um diese Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schließen, betrat das Team von Dr. Weis Neuland.
Kreislaufpotenziale identifizieren
Gemeinsam mit e-hoch-3 hat FHCS einen innovativen Ansatz entwickelt, der es Produktentwicklerinnen und Produktentwicklern in Zukunft erleichtern soll, Produkte systematisch, objektiv und transparent nach wissenschaftlichen Grundsätzen auf ihre Kreislauffähigkeit hin zu bewerten.
Das Herzstück des Ansatzes ist das DESIGNED-4-CIRCULARITY-Tool. Der Bewertungsalgorithmus des Tools basiert auf einem ausgeklügelten Punktesystem. Nur wenn ein Produkt eine bestimmte Anzahl von Kriterien erfüllt, gilt es als kreislauffähig. Die engmaschige Methodik zeigt sofort konkrete Verbesserungspotenziale auf. Diese Erkenntnisse fließen dann in den Innovationsprozess ein. Dr. Weis: „Solche Informationen sind vor allem in der frühen Phase der Produktentwicklung wichtig. Bis zu 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Produktes hängen von Faktoren ab, die wir in dieser Phase beeinflussen können."
Den gesamten Lebenszyklus im Auge behalten
Für die Produktentwicklerinnen und Produktentwickler ist es besonders hilfreich, dass das Tool die Vor- und Nachteile eines Produkts nach Lebensphasen aufschlüsselt. Dr. Norbert Weis erklärt: „Diese Granularität ist für uns extrem wichtig. Nur so können wir im Detail verstehen, an welcher Stelle im Lebenszyklus wir ansetzen können, um ein Produkt nachhaltiger zu machen." Das beginnt schon bei der Auswahl der Rohstoffe. Mit dem Tool kann man zum Beispiel schon vor der Konstruktion eines Putzeimers erkennen, aus welchen Materialien und Komponenten der Eimer bestehen muss, damit er nach der Entsorgung möglichst vollständig recycelt werden kann. „Wenn ein Eimer zu einem großen Teil aus hochwertigen Rezyklaten wie recyceltem Polypropylen und Edelstahl besteht und alle Materialien den recycelt werden können, ist das für uns ein gutes Zeichen." Wenn sich zudem die einzelnen Bestandteile des Eimers - wie Griff und Wanne - im industriellen Recyclingprozess leicht voneinander trennen lassen, gibt es weitere Pluspunkte. Für die Forschenden ist auch die Lebensdauer des jeweiligen Produkts entscheidend. Je länger ein Produkt im Einsatz ist, desto weniger Material landet im Kreislauf.
Der schwarze Vileda Turbo Eimer enthält recyceltes Material. Die einzelnen Komponenten sind so konzipiert, dass sie leicht zerlegbar sind und somit leichter in Recyclinganlagen verarbeitet werden können.
Fit für die Zukunft durch ständige Weiterentwicklung
Seit dem Frühjahr 2022 ist das Tool ein fester Bestandteil des Innovationsprozesses bei FHCS und wurde bereits an über sechzig Produkten getestet. Und es wird kontinuierlich weiterentwickelt: „Das Tool spiegelt den aktuellen Stand der Technik wider", sagt Dr. Norbert Weis. „Vor allem im Hinblick auf die Recyclingfähigkeit von Materialien und die anwendbaren Recyclingtechnologien." Doch Wissenschaft, Gesetzgebung und technische Möglichkeiten entwickeln sich ständig weiter. „Deshalb überarbeiten wir unser Tool ständig, um es auf dem neuesten Stand zu halten."
Der Ansatz ist Teil der FHCS-Nachhaltigkeitsinitiative LOVE IT CLEAN. Die Initiative zeichnet besonders nachhaltige Produkte aus und bietet den Verbrauchern am Regal eine Orientierung über die Nachhaltigkeit eines Produktes anhand definierter Kriterien. Die Produkte sind am Regal an dem LOVE IT CLEAN-Label zu erkennen.